Die Landwehr war in Deutschland neben dem Stehenden Heer ein
Teil der Streitkräfte und wurde in einzelnen Ländern auch Landmiliz oder
Landsturm genannt. Ab 1813 verband sich in einigen deutschen Staaten wie
Preußen, Hannover und Hessen die erstmalige Errichtung der Landwehr mit der
Einführung der Wehrpflicht. In anderen Staaten blieb die Aufstellung der
Landwehr jedoch gleichbedeutend mit der Einziehung von Freiwilligen (Landsturm
und Frei-Korps, freiwillige Jäger) oder irregulären Miliz-Verbänden.
Preußische Landwehr
Nach der Niederlage Preußens gegen Napoleon im 4.
Koalitionskrieg und dem folgenden Frieden von Tilsit 1807 wurden in Preußen
Heeresreformen eingeleitet. Ein Ergebnis dieser Heeresreform war die Einführung
der Landwehr am 17. März 1813. Alle wehrpflichtigen Männer im Alter von 17 bis
40 Jahren, die nicht in den regulären Einheiten oder bei den Freiwilligen
Jägern diensten, waren hierzu aufgefordert. Jedes Gebiet hatte je nach
Bevölkerungsdichte bestimmtes Kontingent zu erfüllen. Sollten sich nicht genug
Freiwillige finden, wurden die restlichen Plätze durch das Los bestimmt.
Landwehr-Kavallerie
Obwohl die Landwehr-Einheiten in der Zeit der Befreiungskriege nur zu Kriegszeiten ausgehoben wurden, waren sie den regulären Militär-Einheiten gleichgestellt. Die Ausrüstung und Bewaffnung der Landwehr-Infanterie war in den Anfangszeiten von 1813 bis 1815 sehr mangelhaft, teilweise wurden nur Piken und Äxte als Waffen geführt und viele der Landwehr-Soldaten hatten nicht einmal Schuhe. Bis 1816 war die Landwehr-Kavallerie ausschließlich mit Lanzen ausgerüstet. Die preußischen Landwehr-Regimenter wurden nach den Herkunfts-Provinzen nummeriert. Die Abzeichenfarbe der Ärmel und Kragen der Uniformröcke sowie der Kopfbedeckung richteten sich ebenfalls nach den Provinzen und waren folgendermaßen geregelt:
- gelb = Schlesien
- weiß = Pommern
- schwarz = Westpreußen
- mohnrot = Ostpreußen, Kurmark, Neumark
- hellblau = Elbprovinz / Magdeburg
- grün = Westfalen
- krapprot = Rheinprovinzen (erst ab etwa Juni 1815)
Soldaten der Landwehr
Die Achselklappen gaben bei den Landwehr-Regimentern die Zugehörigkeit zu den Bataillonen wieder ( 1. Bataillon = weiß, 2. Bataillon = rot, 3. Bataillon gelb).
Bayern
In der Bayerischen Armee wurde ein Teil der Reserve als Landwehr bezeichnet. Bereits 1809 gab es mobile Legionen neben der regulären Bayerischen Armee. 1814 erfolgte eine Mobilmachung des Bürgermilitärs III. Klasse unter der Bezeichnung „Allgemeine Landesbewaffnung".
Allg. Landesbewaffnung
Lübeck und Hansestädte
In Lübeck hieß die Landwehr Landsturm und stellte das Aufgebot der Lübecker Bürgergarde im ländlichen Umfeld der Stadt dar. Auch die anderen Hansestädte stellten, teils mit russischer, teils mit britischer Bewaffnung, irreguläre Kontingente auf, wie z.B., die Hamburger Bürgergarde (ab 1815 Hamburger Bürgermilitär), die Hanseatische Bürgergarde (1813 in Mecklenburg errichtet, mit britischen Tschakos) oder ab Oktober 1813 die Hanseatische Legion.
Hanseatische Garde
Sachsen
1814/1815 wurde in der Sächsischen Armee das Banner der freiwilligen Sachsen errichtet, das an den Kopfbedeckungen oder Uniformen, wie in Hessen oder Anhalt, das Landwehrkreuz trug und eine reine Freiwilligen-Einheit war. Daneben wurde nach preußischem Vorbild such eine Landwehr-Einheit aufgestellt und es gab von 1814 bis 1815 eine Königlich-Sächsische Provisorische Infanterie-Brigade (in weißer Rheinbund-Uniform mit gelben Rabatten) sowie eine sächsische Landwehr.
Banner der freiwilligen Sachsen
Sachsen-Weimar-Eisenach
Auch im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach wurden 1814 freiwillige Jäger-Verbände (schwarze Uniform, goldene Abzeichen, Kopfbedeckung mit goldenem Landwehr-Kreuz) und Landsturm-Einheiten (dunkelgrüne Litewka, rote Abzeichen) zu Fuß und zu Pferde aufgestellt.
Württemberg
In Württemberg gab es alle 4 Bezeichnungen Landwehr, Landsturm, Landmiliz und Landesausschuss für die freiwilligen Einheiten; sie wurden meist zu Friedenszeiten, jedoch auch zu Kriegszeiten aufgestellt.
Hannover
Das auf dem Wiener Kongress 1814 / 1815 neu gegründete
Königreich Hannover hatte in seiner neuen Armee auch zahlreiche Landwehr-Bataillone
aufgestellt, die englische Uniformen trugen und den regulären englischen
Truppen gleichgestellt waren. Sie wurden auch in den Schlachten bei Quatre-Bras
und Waterloo eingesetzt und erhielten ihre Bataillons-Namen nach ihrer
Herkunft, wie z.B., Celle, Hameln, Goslar, usw.. Später wurde, wie auch in
anderen Ländern, Teile der Reserve als Landwehr bezeichnet.
Landwehr Hannover
Hessen-Kassel
Das 1814 neu entstandene Kurfürstentum Hessen-Kassel errichtete 1814 Verbände aus freiwilligen Jägern sowie 2 Landwehr-Infanterie-Regimenter mit blauer Litewka mit gelbem Abzeichen beim 1. und rotem oder schwarzem Abzeichen beim 2. Regiment und Tschako mit aufgemaltem Landwehr-Kreuz.
Mecklenburg-Strelitz
Auch das Herzogtum Mecklenburg-Strelitz errichtete 1814 Landwehr-Infanterie mit blauer Litewka mit aufgenähtem roten Kreuz auf dem linken Oberarm und preußischem Landwehr-Tschako.
Anhaltische Herzogtümer und Thüringische Staaten
Auch hier wurden ab 1813 verschiedene Freiwilligen-Einheiten
gebildet, wie etwa beim Herzogtum Anhalt-Köthen in grüner Litewka mit rotem
oder weißem Landwehr-Kreuz am Kragenund großem „A" auf dem Filz-Tschako.
Landwehr Anhalt-Köthen