Gerhard von Scharnhorst wurde am 12. November 1755 in
Bordenau bei Hannover geboren. Seit 1773 besuchte er die vom Grafen
Schaumburg-Lippe errichtete Militärschule in Wilhelmstein und trat 1778 als
Fähnrich in das kurhannoversche „Reuter-Regiment Estorff" des Generals von
Estorff ein und war in Northeim bei Göttingen stationiert; ein Jahr später
wurde er Mitglied der Freimaurer-Loge „Zum Goldenen Zirkel" in Göttingen.
Das Geburtshaus Scharnhorsts
Scharnhorst wurde auf eigenen Wunsch 1782 als Leutnant in der Artillerie an die Kriegsschule in Hannover berufen, wo er einer der ersten Lehrer und Bibliothekar in der frisch gegründeten „Artillerie-Schule (Hannover)" wurde. 1783 unternahm er eine militärische Studienreise durch Bayern, Sachsen, Baden, Österreich und Preußen und wurde Lehrer an der Kriegsschule und 1792 Stabs-Kapitän.
Von 1793 bis 1795 war er in den Feldzügen in Flandern und Holland als Spitze einer reitenden Batterie in der alliierten Armee maßgeblich an den Erfolgen beteiligt und wurde auf Betreiben des Generals von Hammerstein zum Major befördert.
Nach dem Krieg wurde er 1796 zum Oberstleutnant befördert
und beschäftigte sich mehr mit militärisch-literarischen Arbeiten, bei denen er
seine Erfahrungen aus den Feldzügen von 1793 bis 1795 verarbeitete. Seiner
Meinung nach war eine Reform in der kurhannoverschen Armee nötig und so
verfasste er mehrere Denkschriften an seine Vorgesetzten. Weil diese aber dort
unbeachtet blieben, trat er 1801 als Oberstleutnant der Artillerie in den
preußischen Dienst, wo er zum Direktor der Lehranstalt für junge Infanterie-
und Kavallerie-Offiziere ernannt wurde. Sein Unterricht hatte großen Einfluss
auf seine Schüler, von denen manche später seine Freunde und Mitarbeiter der
Heeres-Reform wurden, wie Carl von Clausewitz, Hermann von Boyen, Karl Wilhelm
Georg von Grolman und Karl von Müffling.
Gerhard von Scharnhorst
1802 stiftete er die Militärische Gesellschaft in Berlin, in der Ernst von Rüchel als Präses vorstand und die als Keimzelle der Heeres-Reform gilt.
1804 wurde er in den Adelsstand gehoben und zum Oberst befördert. 1806 wurde er als Chef des Stabes erst dem General von Rüchel, später dem Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig zugeteilt, schrieb aber immer noch Denkschriften über Reformen, wie z.B., Bildung einer National-Miliz und die Mobilmachung.
Im Oktober 1806 führte er bei der Schlacht bei Auerstedt
seine ihm zugeteilten Truppen vortrefflich, wurde er an der linken Seite
verletzt und schloss sich nach der Niederlage
Blücher bei dessen Rückzug nach Lübeck an, wo er mit Blücher zusammen
gefangen genommen, aber schnell auch wieder mit diesem zusammen ausgetauscht
wurde. Er wurde nun Generalquartiermeister in dem Korps L’Estocq und wirkte so
in der Schlacht bei Preußisch Eylau mit und wurde wegen seiner Einsatzführung mit
dem Orden „Pour le Mérite" ausgezeichnet.
Büste von Scharnhorst
Nach dem Frieden von Tilsit wurde er 1807 zum Chef des Kriegs-Ministeriums, zum Chef des Generalstabs und zum Chef der Kommission für die Reorganisation des Militärs ernannt. Zusammen mit Gneisenau, Grolman, Boyen und Clausewitz führte er die Reformen durch, er führte Qualifikationsvoraussetzungen für Offiziere ein, beseitigte das Werbe-System, wandelte das Söldner-Heer in ein „stehendes Volks-Heer" um, schuf eine starke Reserve durch eine möglichst rasche und gute Rekrutenausbildung und hob somit auch den Soldaten-Stand geistig und sittlich. Weiterhin kümmerte er sich um die Organisation der Landwehr und mit all diesen Punkten auch um die Befreiung Deutschlands.
Unter dem Druck Frankreichs musste er 1810 vom Amt des preußischen Kriegsministers zurücktreten, blieb jedoch Chef des Generalstabs und kümmerte sich um den Aufbau eines Ingenieur-Korps.
Anfang 1813 erschienen die Russen an den Grenzen Schlesiens
und Scharnhorst war der größte Befürworter einer Erhebung Preußens. Scharnhorst
wurde als Chef des Generalstabs der Schlesischen Armee unter Blücher
eingesetzt. Am 02. Mai 1813 bei der Schlacht von Großgörschen erlitt
Scharnhorst eine Schussverletzung am linken Knie und bekam einen Tag später das
Eiserne Kreuz verliehen. Am 28. Juni 1813 machte er sich auf den Weg nach Wien,
um Österreich zum Anschluss an die Koalition zu bewegen. In Prag starb er an
den Folgen der unzureichenden Behandlung seiner erlittenen Schuss-Verletzung.
Zeitgenössischer Stich von Scharnhorst
Scharnhorst wurde auf dem Invaliden-Friedhof in Berlin
beigesetzt.